Bezeichnung | Inhalt | Bezeichnung | Inhalt |
---|---|---|---|
Name: | 0238/2014 | ||
Art: | Beschlussvorlage | ||
Datum: | 10.06.2014 | ||
Betreff: | Mobiles Beratungsangebot für Jugendliche und Eltern in Migrantenselbstorganisationen in Kooperation mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr (Arbeitstitel: MobiMIG) |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
---|---|---|
Vorlage 172 KB | ||
Budgetrahmen_Nebenabrede 7 KB | ||
Nebenabrede Kooperationsvertrag JugendamtZBB 294 KB |
Beschlussvorschlag:
Der
Jugendhilfeausschuss empfiehlt/
Der
Regionalverbandsausschuss beschließt
nach Eingang des entsprechenden
Zuwendungsbescheides des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und
Verkehr den Abschluss einer Nebenabrede zum Kooperationsvertrag über die
Jugendberufshilfe im Rahmen der Jugendberufsagentur mit dem Träger Zentrum für
Bildung und Beruf Saar gGmbH in Burbach für den Zeitraum 01.07.2014 bis
31.12.2016.
Sachverhalt:
1.
Zur Bildungssituation vom
Menschen mit Migrationshintergrund
Die Beteiligung von Menschen mit
Migrationshintergrund an Bildung, Ausbildung und Weiterbildung ist, gemessen an
ihrem Bevölkerungsanteil, noch immer gering. Selbst bei gleichwertigen
Schulabschlüssen finden Jugendliche aus Zuwandererfamilien schwerer einen
Ausbildungsplatz. Im Bundesdurchschnitt haben 26,9%, d.h. 1.103.000 der Migrantinnen und
Migranten in der Alterskohorte der 18- bis 34 -jährigen keinen
berufsqualifizierenden Ausbildungsabschluss. Der entsprechende Anteil im
Saarland beträgt 29,1%.[1]
Viele zugewanderte Familien kennen sich
mit dem deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem nicht gut aus, die
entsprechenden Beratungsstellen und Hilfsmöglichkeiten sind oft nicht
ausreichend bekannt. Dies konnte im Rahmen des Projektes KoSa im
Regionalverband durch eine durchgeführte Befragung von Eltern mit
Migrationshintergrund bestätigt werden[2]. Die Ergebnisse wiesen Unsicherheiten im Umgang mit
dem deutschen Bildungs- und Ausbildungssystem aus und belegten darüber hinaus,
dass den Migrantenselbstorganisationen in diesem Kontext eine große Bedeutung
zukommt. Sie sind für viele Migrantinnen und Migranten die zentrale
Anlaufstelle, wenn es um Rat in Sachen Bildung geht.
2.
Die Arbeit der
interkulturellen Bildungsbeauftragten im Regionalverband
Vor dem oben beschriebenen Hintergrund
entstand im Rahmen des Projektes KoSa ab 2009 eine intensive Kooperation mit
Migrantenselbstorganisationen im Regionalverband Saarbrücken. Über die Schulung
von Mitgliedern dieser Vereine zu so genannten „Bildungsbeauftragten“ wurde das
Wissen um Bildungszusammenhänge in den Organisationen vermehrt und die
Beratungskompetenz in Bildungsfragen gestärkt.
Aufgabe der Bildungsbeauftragten ist
es, Menschen mit Migrationshintergrund bei Bedarf in Bildungsfragen so zu
beraten, dass ihnen eine gleichberechtigte Bildungsteilhabe möglich wird. Im
Laufe der Qualifizierung hatten die Bildungsbeauftragten Gelegenheit, die wichtigsten
Ansprechpartner zu Bildungsfragen in der Region kennen zu lernen. Mit ihrem
interkulturellen Wissen stehen sie den Akteuren in Schule, Aus- und
Weiterbildung unterstützend zur Verfügung.
Aufgrund der positiven Resonanz bei
allen Beteiligten wurde die Arbeit mit den Bildungsbeauftragten nach Auslaufen
des KoSa-Projektes Mitte 2012 vom Regionalverband fortgeführt. Sie werden
weiterhin betreut und über Entwicklungen am Übergang Schule-Beruf sowie aktuelle Bildungsthemen informiert.
Derzeit sind 11 Personen aus 10 Migrantenselbstorganisationen als
Bildungsbeauftragte tätig.
Insbesondere das duale
Ausbildungssystem ist vielen Jugendlichen und Eltern mit Zuwanderungsgeschichte
unbekannt, da im Ausland überwiegend vollzeitschulische Ausbildungsmodelle die
Regel sind. Zudem ist das Aufsuchen von Bildungsbehörden, Ämtern oder
Beratungsinstitutionen für viele Jugendliche und Eltern mit
Zuwanderungsgeschichte mit einer besonders großen Hemmschwelle verbunden.
Unsicherheiten bezüglich Aufbau und Zuständigkeiten des Bildungswesens und
eventuelle Sprachbarrieren führen dazu, dass Migrant/innen vom bestehenden
Beratungsangebot nur in geringer Zahl Gebrauch machen. Wann immer möglich,
begleiten die ehrenamtlichen Bildungsbeauftragten des Regionalverbandes die
Betroffenen bisher zu solchen Terminen. Allerdings kann hierbei im Rahmen einer
ehrenamtlichen Freizeittätigkeit keineswegs bedarfsgerecht gearbeitet werden.
3.
Jugendberufsagentur
Saarbrücken mit interkulturellem Schwerpunkt
In der Konzeption der Anfang 2014
gegründeten Jugendberufsagentur wurde explizit das Ziel formuliert, die
speziellen Belange von Migrantinnen und Migranten fokussiert zu
berücksichtigen.
Die Jugendberufsagentur bietet neben
der zentralen, offenen Anlaufstelle für Jugendliche im Gebäude der Agentur für
Arbeit in Saarbrücken auch aufsuchende Jugendberufshilfe. So sind in Schulen,
Jugendzentren oder Einrichtungen der Straffälligenhilfe Präsenzzeiten der
Jugendberufshilfe vorgesehen.
4. Konzeption eines bedarfsgerechten Angebotes für junge Migrant/innen am
Übergang Schule-Beruf
Um speziell der Zielgruppe Jugendliche
mit Migrationshintergrund am Übergang Schule-Beruf und deren Eltern gerecht zu
werden, ist es nahe liegend, das Beratungsangebot der Jugendberufsagentur um
ein Modul aufsuchender Jugendberufshilfe in Migrantenselbstorganisationen zu
erweitern in Form einer offenen Sprechstunde vor Ort in den Vereinen. Ein
solches Modul bietet die Möglichkeit, Jugendliche und Eltern mit Migrationshintergrund
wirksam zu unterstützen, die von den bestehenden Angeboten ansonsten kaum
erreicht werden.
Das mobile
Beratungsangebot umfasst folgende Leistungen:
Ø Einrichten regelmäßiger Präsenzzeiten der
Jugendberufshilfe in bestimmten Zeitabständen während der Öffnungszeiten der
Vereine
Ø Beratung von Eltern und Jugendlichen zum Übergang von
der Schule ins Berufsleben in vertrauter Umgebung
Ø Abbau von Hemmungen und Sprachbarrieren durch die
aktive Einbindung der interkulturellen Bildungsbeauftragten vor Ort als
Multiplikator/innen und Vertrauenspersonen
Ø Aufzeigen der Chancen und vielfältigen Möglichkeiten
des dualen Ausbildungssystems
Ø Vorstellung des Personals der Jugendberufsagentur vor
Ort und damit Erleichterung des Zugangs zur Jugendberufsagentur für die
Zielgruppe
Ø Eigens für die Zielgruppe entwickelte mehrsprachige
Informationsmedien
Ø Informationsveranstaltungen vor Ort in Kooperation mit
den beteiligten Vereinen
Da ein solches Angebot mit den derzeit
in der Jugendberufsagentur vorhandenen Personal- und Sachressourcen nicht zu
realisieren ist, wurde vom Regionalverband beim Ministerium für Wirtschaft,
Arbeit, Energie und Verkehr ein Antrag auf Förderung gestellt. Eine mündliche
Zusage des Ministeriums ist bereits ergangen, der Zuwendungsbescheid wird im
Laufe des Monats erwartet.
Gefördert wird zur Erfüllung der oben
beschriebenen Aufgaben eine Teilzeitstelle (60%) inklusive der anfallenden
Sachkosten für den Zeitraum 01.07.2014 bis 31.12.2016 (Gesamtvolumen 123.320,00
€).
Für den Regionalverband entstehen durch
das Angebot keine zusätzlichen Kosten.
Laut bestehendem Kooperationsvertrag
gehört der Schwerpunkt aufsuchende Arbeit mit Migrantinnen und Migranten zu den
Aufgaben des ZBB innerhalb der
Jugendberufshilfe.
Zur Umsetzung von „MobiMIG“ ist
beabsichtigt, mit dem Träger ZBB - Zentrum für Bildung und Beruf Saar gGmbH
eine Nebenabrede zum bestehenden Kooperationsvertrag über die Jugendberufshilfe
im Rahmen der Jugendberufsagentur abzuschließen.
Anlagen:
-
Nebenabrede zum Kooperationsvertrag über die Jugendberufshilfe im Rahmen
der Jugendberufsagentur Saarbrücken zwischen dem ZBB und dem Regionalverband
Saarbrücken
-
Budgetrahmen zur Nebenabrede
[1]
Statistische
Übersicht über die (Aus-)Bildungssituation von jungen Menschen mit und ohne
Migrationshintergrund in den Bundesländern nach dem Mikrozensus 2012 – Erstellt
im Rahmen des bundesweiten Transferprojekts „Interkulturelle Netzwerke –
Bildungsbeauftragte für junge Menschen!“, MOZAIK gGmbH Bielefeld, 2013
[2] W. Tittelbach u.a., Eltern und Berufsorientierung – Ergebnisse einer Elterbefragung im Regionalverband Saarbrücken, Saarbrücken 2011