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Name:0143/2021  
Art:Beschlussvorlage  
Datum:21.04.2021  
Betreff:Förderung der Beratungs- und Interventionsstelle für Stricher (Projekt BISS) in alleiniger Trägerschaft der AIDS-Hilfe Saar e.V., Saarbrücken in 2021
DokumenttypBezeichnungAktionen
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Beschlussvorschlag:

 

Der Ausschuss für Gesundheit empfiehlt /

der Regionalverbandsausschuss beschließt

der vorgeschlagenen Gewährung eines Zuschusses in Höhe von 17.500,00 € für die AIDS-Hilfe Saar e.V., zuzustimmen.

 


Sachverhalt:

 

Die Beratungs- und Interventionsstelle für Stricher (BISS) wurde 1995 mit europäischer Förderung als Modellprojekt in Trägerschaft der AIDS-Hilfe Saar e.V. gegründet.

 

Ziele von BISS sind:

·      Intensive und szenenorientierte HIV- und AIDS-Prävention vor Ort,

·      Beseitigung und Verhinderung von Obdachlosigkeit,

·      Vermittlung schulischer und beruflicher Qualifikation und Unterstützung bei der Integration in die Arbeitswelt,

·      Aktivierung und Stärkung brachliegender Ressourcen,

·      Anregung und Anstöße für die persönliche Weiterentwicklung geben und Perspektiven zur Verbesserung der Lebensqualität aufzeigen,

·      Aufzeigen von greifbaren Alternativen zu momentanen Lebensformen,

·      Motivationsarbeit im Hinblick auf einen Ausstieg aus der Prostitution.

 

Männliche Prostituierte und die damit zusammenhängenden Lebensgewohnheiten haben beträchtliche negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Obdachlosigkeit, schlechte Ernährung, Drogenkonsum, häufig wechselnder und oft ungeschützter Geschlechtsverkehr und die Vernachlässigung grundhygienischer Maßnahmen gefährden die Gesundheit in hohem Maße. Die Altersstruktur von Strichern liegt laut Bericht für das Jahr 2020 zwischen 18 und 30 Jahren, wobei die meisten Stricher zwischen 22 und 29 Jahren alt sind. Überwiegend kommen sie aus sozial schwachen und problembelasteten Familien. Neben Strichern deutscher Herkunft sind auch viele Stricher mit Migrationshintergrund, verstärkt aus Osteuropa, Süd- und Mittelamerika kommend, zu verzeichnen. Die Stricher sind von gesellschaftlicher Ausgrenzung, Tabuisierung der Homosexualität und Prostitution betroffen. Da es sich hier überwiegend um junge Erwachsene aber auch Jugendliche handelt, die der Prostitution nachgehen, sind Präventionsmaßnahmen erforderlich.

 

In diesem Projekt wurde bisher gute Präventionsarbeit geleistet und es sind zahlreiche Kontakte in diesem sensiblen Bereich hergestellt worden, so dass aus Gründen der Kontinuität in der Arbeit mit dieser Zielgruppe die Förderung des Projektes BISS sinnvoll ist. Die Wahrnehmung dieser Aufgabe durch andere Stellen wäre in jedem Fall kontraproduktiv.

 

Ab 2000 hat sich der Stadtverband/Regionalverband an dieser Projektförderung beteiligt. Die bisherige Unterstützung dieses Projektes ermöglichte die Weiterführung der Beratungs- und Interventionsstelle für Stricher und eines zielgruppenspezifischen Angebots für männliche Prostituierte.

 

Laut Bericht für das Jahr 2020 wurden im Rahmen des Projektes 82 Personen betreut, davon waren 17 Erstkontakte. Die Anzahl der betreuten Personen ist im Vergleich zum Vorjahr in etwa gleichgeblieben. Die Zahl der Erstkontakte war sehr niedrig, was zum Teil eine Folge der Lockdown-Maßnahmen und der zunehmenden Einstellung von Bahn- und Busverbindungen war; die Reisetätigkeit kam zeitweise zum Erliegen. Insgesamt fanden 98 (149 in 2019) Begleitungen zu Ämtern, Fachberatungsstellen usw. und mehrere hundert Einzelkontakte statt. Bei den Begleitungen zu den Ämtern ist gegenüber 2019 ein Rückgang zu verzeichnen. Eine angemessene Begleitung und Betreuung war in 2020 nicht immer möglich, da die Schutzmaßnahmen der entsprechenden Einrichtungen in Verbindung mit den Zugangsbeschränkungen dies oftmals nicht erlaubten. Die Zahl telefonischer Kontakte stieg von 909 in 2019 auf 1047 in 2020. Auch der Email-Verkehr nahm zu, hat sich nach Angaben des Trägers bewährt und auf hohem Niveau stabilisiert. Rückläufig sind die Klientenkontakte im Rahmen aufsuchender Arbeit im Milieu. Ursächlich sind hierfür die Auswirkungen der Pandemie. Dagegen ist bei der Anzahl der Klientenkontakte im Kontaktbüro und Beratungskontakte gegenüber 2019 ein Anstieg zu verzeichnen.

 

Derzeit wird das BISS-Projekt gemeinsam vom Land, der Landeshauptstadt Saarbrücken und dem Regionalverband Saarbrücken in Form einer Anteilsfinanzierung unterstützt, deren Höhe sich an dem aktuellen Projektrahmen orientiert.

 

Die zuwendungsfähigen Gesamtkosten des Projektes für das Jahr 2021 belaufen sich entsprechend dem vorgelegten Wirtschaftsplan auf 74.300,00 €; davon entfallen 72.650,00 € auf die Personalkosten und 1.650,00 € auf die Sachkosten. Von dem Projektträger wird ein Eigenanteil in Höhe von 6.800,00 € erbracht. Beim Land sind 35.000,00 €, bei der Landeshauptstadt Saarbrücken 9.400,00 € und bei der Deutschen Rentenversicherung Saarland 5.600,00 € beantragt.

 

In diesem Jahr beantragt die AIDS-Hilfe Saar beim Regionalverband Saarbrücken die Bezuschussung der Personal- und Sachkosten ihres BISS-Projekts in Höhe von 17.500,00 €.

 

Im Zuge der Haushaltsberatungen wurden im Haushalt die erforderlichen Mittel zur Förderung der AIDS-Hilfe Saar e.V. für ihre Beratungs- und Interventionsstelle für Stricher eingeplant. Die Verwaltung beantragt die Auszahlungsfreigabe des errechneten Zuschussbetrages.