BezeichnungInhaltBezeichnungInhalt
Name:0183/2022  
Art:Beschlussvorlage  
Datum:06.05.2022  
Betreff:Förderung der Maßnahme „Weiterentwicklung und Ausbau sozialraumorientierter, integrativer Versorgungsstrukturen für alte und pflegebedürftige Menschen in Saarbrücken-Brebach“ des Diakonischen Werkes an der Saar gGmbH im Jahr 2022 und 2023
DokumenttypBezeichnungAktionen
Dokument anzeigen: Vorlage Dateigrösse: 384 KB Vorlage 384 KB

Beschlussvorschlag:

Der Ausschuss für Gesundheit empfiehlt /

Der Regionalverbandsausschuss beschließt,

die Förderung des Projektes „Weiterentwicklung und Ausbau sozialraumorientierter, integrativer Versorgungsstrukturen für alte und pflegebedürftige Menschen in Saarbrücken-Brebach“ des Diakonischen Werkes an der Saar gGmbH als Maßnahme der „sozialraumorientieren Seniorenarbeit im Regionalverband Saarbrücken“ für das Jahr 2022 in Höhe von 26.741,- € und für das Jahr 2023 in Höhe von 74.307,- €. Der Förderbetrag dient zur Deckung der Personalkosten einer sozialpädagogischen Fachkraft (0,5 % einer Vollzeitstelle) und einer Unterstützungskraft im Bereich Hauswirtschaft (0,5 % einer Vollzeitstelle) sowie der Sachkosten.

 


Sachverhalt:

Das BürgerInnen-Zentrum Brebach (BZB) des Diakonischen Werkes an der Saar gGmbH arbeitet bereits seit 2008 – gefördert durch verschiedene Modellprogramme – am Aufbau einer Angebotsstruktur im Stadtteil zur Absicherung der Wohn- und Lebenssituation alternder und pflegebedürftiger Menschen. Seit September 2019 wird das Projekt im Rahmen eines Modellvorhabens nach § 45c Abs. 5 SGB XI vom Bundesamt für Soziale Sicherung und dem Regionalverband Saarbrücken mit einer jährlichen Förderung von jeweils rund 61.120,- € gefördert. Dabei verfolgte das Modellprojekt hauptsächlich das Ziel, pflegebedürftigen Menschen die Leistungen des §§ 45a ff. SGB XI – niedrigschwellige Betreuungs- und Entlastungsangebote – besser und im unmittelbaren Wohnumfeld zugänglich zu machen. Auch pflegende Angehörige sollten individuell unterstützt und – soweit möglich – entlastet werden. Die Förderung des Modellprojektes läuft jedoch im August 2022 aus.

Um die bereits aufgebaute Infrastruktur im jetzigen Umfang zu erhalten und weiterzuentwickeln, beantragt das Diakonische Werk an der Saar gGmbH eine finanzielle Förderung durch den Regionalverband Saarbrücken zur Verstetigung des Projektes, so dass weiterhin eine nachhaltige, wohnortnahe Institution für Seniorinnen und Senioren im Stadtteil Brebach-Fechingen vorgehalten werden kann.

Aufgrund der bisher erfolgreichen Projektarbeit mit dem Träger in der inhaltlichen Ausrichtung mit einem Versorgungsangebot im Vor- und Umfeld von Pflege, soll das Projekt „Weiterentwicklung und Ausbau sozialraumorientierter, integrativer Versorgungsstrukturen für alte und pflegebedürftige Menschen in Saarbrücken-Brebach“ zukünftig um den Bereich der sozialraumorientierten Seniorenarbeit weiterentwickelt und ausbaut werden. Das Projekt soll zukünftig dazu beitragen, die Lebensphase Alter und insbesondere die Phase der Pflegebedürftigkeit aktiv anzunehmen und – soweit möglich – positiv zu gestalten. Dabei sollen die Seniorinnen und Senioren nicht auf ihre Hilfsbedürftigkeit reduziert werden, sondern auch in ihrer Selbstbestimmung und Teilhabechancen gefördert werden. Dies gilt auch für Menschen mit geringer Rente und/oder Grundsicherung und für Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund, die im Brebacher Arbeitsansatz besondere Beachtung finden.

Im Mittelpunkt des Projektansatzes stehen somit einerseits Unterstützungs- und Pflegearrangements in der eigenen Häuslichkeit für ältere und pflegebedürftige Menschen im Rahmen der Angebote zur Unterstützung im Alltag verbunden mit niedrigschwelligen Beratungs- und Teilhabeangeboten für alle ältere Menschen aus dem Stadtteil. Konzeptionell beruht das Projekt auf vier Säulen:

  1. Säule: Niedrigschwelliges Betreuungsangebot für alte und pflegebedürftige Menschen
  2. Säule: Betreutes Wohnen in Brebach
  3. Säule: Niedrigschwellige Beteiligungsprojekte
  4. Säule: Beratungsangebote für Ältere

Die 1. und 2. Säule umfassen die Leistungen im Rahmen der Angebote zur Unterstützung im Alltag für ältere und pflegebedürftige Menschen. Die Finanzierung dieser beiden Säulen erfolgt über eine Förderung nach §§ 45a ff. SGB XI und die erbrachten Leistungen (z.B. Betreuungs- und Entlastungsleistungen, TN-Gebühren) durch den Projektträger. Der Projektträger verfügt hierzu über die Zulassung und Anerkennung eines niedrigschwelligen Betreuungs- und Entlastungsangebotes nach §§ 45a ff. SGB XI. Gegenstand der beantragten Projektförderung im Rahmen der sozialraumorientierten Seniorenarbeit bilden die 3. und 4. Säule.

Durch das Vorgängerprojekt konnten bisher u. a. folgende Strukturen und Angebote für ältere und pflegebedürftige Menschen geschaffen werden:

-        Wöchentliche Betreuungsgruppe für Menschen mit einem Pflegegrad im Rahmen des § 45a SGB XI. Die Betreuungsgruppe für Menschen mit einem Pflegegrad trifft sich einmal wöchentlich. Im Mittelpunkt der Treffen stehen gemeinsame Aktivitäten wie Kreativ- und Bewegungsangebote, Gedächtnistraining, Singen, Basteln, gemeinsames Kochen, Gesellschaftsspiele etc. Für die Zukunft ist die Einrichtung einer zweiten Betreuungsgruppe geplant.

-        Betreutes Wohnen zuhause: Im Rahmen dieses Entlastungsangebotes wird von der sozialpädagogischen Fachkraft ein verlässliches Hilfe- und Unterstützungsangebot im Haushalt der Pflegebedürftigen im Sinne eines Case-Care-Managements erbracht. Die erbrachten Leistungen umfassen organisatorische Hilfeleistungen bei der Haushaltsführung und der Koordination der einzelnen Dienste, die im Haushalt tätig sind (Pflegedienst, Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie) sowie die Unterstützung bei der Bewältigung besonderer Anforderungen im Pflegealltag.

-        „Einzelbetreuung zuhause“: Für das Angebot „Einzelbetreuung zuhause“ gibt es im BZB einen Pool an basisgeschulten, ehrenamtlichen Stadtteilhelfenden, die für Einzelbetreuungen in der Häuslichkeit von Pflegebedürftigen eingesetzt werden. Im bisherigen Modellverlauf konnten bereits 30 ehrenamtliche Stadtteilhelfer/-innen für den Einsatz in Seniorenhaushalten geschult werden. Diese Ehrenamtlichen bedürfen einer stetigen Anleitung und Reflexionsmöglichkeit durch die sozialpädagogische Fachkraft, so dass eine verantwortungsvolle und sensible Arbeit gesichert ist. Die Schulungen werden einmal im Jahr für durchschnittlich 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmer durchgeführt.

Im Rahmen der Projektförderung der sozialraumorientierten Seniorenarbeit sollen somit zukünftig vor allem niedrigschwellige Beteiligungs- und Aktivierungsangebote in den Bereichen Prävention und Gesundheit ausgebaut werden und die vorgehaltenen Angebote im Vorfeld und Umfeld von Pflege den Bewohnerinnen und Bewohnern zugänglich gemacht werden. Dabei sollen keinerlei Zugangsbeschränkungen gelten; die Angebote richten sich an alle älteren Menschen aus dem Stadtteil. Durch ein Netzwerk an Kooperationspartnerinnen und -partnern (z.B. Landesmedienanstalt, Kultur- und Lesetreff, Ev. Familienbildungsstätte) soll ein abwechslungsreiches Programm für ältere Menschen angeboten werden und dadurch gesellschaftliche Teilhabe verwirklicht und der Vereinsamung entgegengewirkt werden. Beispielhaft zu nennen wären Qi Gong, Yoga im Sitzen, Gedächtnistraining, Stadtteilspaziergänge, Tablet-Kurse, Kochkurse und Vorträge zum Thema gesunde Ernährung und vieles mehr.

Darüber hinaus soll das wohnortnahe, niedrigschwellige Beratungsangebot für Ältere neben einer fundierten Beratung und Information eine wichtige Zugangs- und Unterstützungsfunktion in der Angebotsstruktur für Senioren und Seniorinnen einnehmen. Dies erfolgt u. a. durch die vorgehaltene Clearingstelle, die über sozialrechtliche Fragen zu Grundsicherung, Pflegeversicherung, Schwerbehinderung und über sonstige Unterstützungsmöglichkeiten (z.B. häusliche Versorgung von Pflegebedürftigen, Strukturierung des Pflegealltags) informiert. Die Information und Beratung über Hausnotruf, Pflegedienste, fahrbaren Mittagstisch und über den Einsatz der Stadtteilhelfenden gehören ebenso zu den Beratungsthemen. Innerhalb des „Brebacher Projektes“ arbeitet die Clearingstelle eng mit der Sozialberatung der GWA Brebach zusammen. Häufig ist sie der erste Kontakt für hilfesuchende Senioren und Seniorinnen. In regelmäßigen Fallbesprechungen werden individuell abgestimmte Unterstützungen initiiert und fortlaufend angepasst, ggf. unter Zuhilfenahme von Kooperationspartnern (z.B. Pflegestützpunkt Saarbrücken-Ost, Seniorenberatung des RVS, Ökumenische Sozialstation Halberg).

Im Stadtteil Brebach-Fechingen leben knapp 5.699 Einwohner (Stand: 31.03.2022). Rund 31 Prozent der Gesamtbevölkerung ist bereits im Alter zwischen 60 Jahren und älter; 8 Prozent der Gesamtbevölkerung gehört der Altersgruppe der Hochaltrigen ab 80 Jahren an. Knapp 50,3 Prozent der ca. 3.068 Haushalte sind 1-Personen-Haushalte, in Brebach liegt der Anteil bei 61 Prozent. 34 Prozent der Gesamtbevölkerung haben einen Migrationshintergrund, in Brebach sogar bei 52 Prozent. Zudem ist der Stadtteil durch eine hohe Sozialleistungsquote geprägt. 10 Prozent ab 65 Jahren erhalten Grundsicherung im Alter, der SGB II–Anteil erwerbsfähiger Leistungsberechtigter liegt bei 16 Prozent, in Brebach bei 23 Prozent.

Träger des Projektes ist das Diakonische Werk an der Saar gGmbH, das durch seine langjährigen und vielschichtigen Erfahrungen in der Gemeinwesenarbeit (GWA), Sozialberatung und weiteren Angeboten für Hilfesuchende im Bereich Sozialer Arbeit über ein entsprechendes Netzwerk im Stadtteil besitzt und bestens mit den Belangen der Seniorinnen und Senioren vor Ort vertraut ist. Die Erfahrung der GWA Brebach in der Arbeit mit Migranten und Familien sowie in der Organisation von Gruppenangeboten und ihre gute Einbettung in die Strukturen vor Ort, stellen eine wertvolle Basis für die Ausgestaltung einer sozialraumorientierten Seniorenarbeit in Brebach-Fechingen dar.

Um die bereits aufgebaute Infrastruktur im jetzigen Umfang zu erhalten und im Bereich der sozialraumorientierten Seniorenarbeit weiterzuentwickeln und auszubauen, schlägt die Verwaltung die Weiterfinanzierung der Maßnahme für das Jahr 2022 und 2023 vor.

Nähere Informationen sind dem als Anlage beigefügten Projektantrag zu entnehmen.

 

Eine Präsentation des Projektes durch den Träger im Gesundheitsausschuss ist geplant.

 


Finanzierung:

Die Mittel für das Jahr 2022 stehen auf dem Produkt (31109) / Produktkonto (531800) zur Verfügung. Die Mittel für das Jahr 2023 werden in den Haushalt 2023 eingestellt und die Projektförderung erfolgt unter Vorbehalt der Genehmigung des Haushaltes für das Jahr 2023.

 

Anlage/n:

Projektantrag und –konzeption mit Kosten- und Finanzierungsplan