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Name: | 0192/2012 | ||
Art: | Beschlussvorlage | ||
Datum: | 04.06.2012 | ||
Betreff: | Förderung der GABB (Gemeinnützige Gesellschaft für Arbeitslosenberatung und Beschäftigung Burbach mbH) zur Wiederaufnahme der Seniorenbetreuung im Rahmen von Bürgerarbeit im Jahre 2012 i.H.v. 6.000,00 €. |
Dokumenttyp | Bezeichnung | Aktionen |
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Vorlage 122 KB |
Beschlussvorschlag:
Der Regionalverbandsausschuss beschließt,
der Gesellschaft für Arbeitslosenberatung und Beschäftigung Burbach mbH,
für das Jahr 2012 einen Zuschuss i.H.v. 6.000,00 € für das Modellprojekt
Seniorenbetreuung zu bewilligen.
Sachverhalt:
Antragsteller
In ihrer fast 25-jährigen Geschichte hat sich die Gesellschaft für
Arbeitslosenberatung und Beschäftigung mbH von einer Arbeitsloseninitiative zu
einem anerkannten Träger der Beratung, Beschäftigung und Qualifizierung
langzeitarbeitsloser Menschen entwickelt.
So hatte sie u.a. bereits seit 2002 in Alt-Saarbrücken und später auch
am Eschberg eine soziale Begleitung älterer und mobilitätsbehinderter Menschen
im Rahmen einer ESF geförderten AGH Maßnahme durchgeführt. Der aufgesuchte
Personenkreis wurde bei der Bewältigung seines Tagesablaufes kostenlos
unterstützt. Es hat sich gezeigt, dass immer mehr ältere Menschen auf diese
Dienstleistung angewiesen sind. Die innerhalb des Projektzeitraumes stetig
wachsende Zahl von Nachfragen bestätigt diese Annahme.
Aufgrund der Kürzungen im AGH-Bereich, sowie der Mittelsituation bei der
ESF-Förderung im Saarland, musste dieses Projekt Ende 2011 beendet werden.
Dennoch gelang es der GABB, über den Tätigkeitsbereich Bürgerarbeit
Bürgerarbeitsplätze zu beantragen und bewilligt zu bekommen.
Nachdem 20 Bürgerarbeitsplätze für einen Planungszeitraum vom 01.01.2012
bis 31.12.2014 bewilligt wurden, erfuhr der Träger, dass die Kofinanzierung
nicht gesichert ist. Da der Träger selbst ebenfalls nicht über ausreichende
Eigenmittel verfügt, konnte das Projekt nicht gestartet werden.
Das Saarland hat nun avisiert, die Förderung der erforderlichen
sozialpädagogischen Kosten für diese Bürgerarbeitsplätze zu übernehmen. Es wird
sich hier um einen Betrag i.H.v. von 40.000,00 € handeln.
Ausgangssituation
Die Alterstruktur der
Bevölkerung ist durch eine nachhaltige Zunahme des Anteils alter Menschen
gekennzeichnet. Verursacht wird diese demografische Alterung vor allem durch
eine zunehmende Lebenserwartung sowie eine niedrige Geburtenrate. Nach
Vorausberechnungen werden im Jahr 2050 mehr als ein Drittel der Bevölkerung 60
Jahre oder älter sein. Die Zahl der über 80 jährigen wird sich verdreifachen.
In Deutschland werden täglich 2,1 Millionen Pflegebedürftige versorgt, wovon
46% ausschließlich zu Hause durch ihre Angehörigen betreut werden. Es wird
davon ausgegangen, dass sich die Zahl der Pflegebedürftigen bis zum Jahr 2050
verdoppelt, sich aber im gleichen Zeitraum die Anzahl der Personen, die
häusliche Hilfe- und Pflegeleistungen übernehmen und keinem professionellen
Pflegedienst angehören, sich im Vergleich zum Jahr 2000 um 40% verringert.
Neben der professionellen Pflege sind auch entsprechende Wohn- und
Dienstleistungsstrukturen, sowie soziale Infrastrukturen im Quartier
entscheidend dafür, ein Leben im vertrauten Wohnumfeld zu ermöglichen. Der Mix
aus Betreuung und Pflege, Soziales, Kultur, haushaltsnahe Dienstleistungen und
Mobilitätsangebote sind hier Voraussetzung für eine gelingende Versorgung
hilfe- und pflegebedürftiger Menschen im eigenen Zuhause.
Ergänzend hierzu ist auch ein ehrenamtliches Helfernetz bedeutend, das sich
neben den professionellen Hilfen nachbarschaftlich etabliert, um die häusliche
Pflege zu erhalten.
Innovative Dienstleistungsangebote ergänzen vorhandene Versorgungsstrukturen,
um ein selbstständiges Wohnen, auch mit Pflegebedürftigkeit oder eingeschränkter
Alltagskompetenz, möglich zu machen.
Zudem treten immer mehr Menschen mit Migrationshintergrund in die Phase von
Hilfs- und Pflegebedürftigkeit. Die Lebenssituation und der kultursensible
Umgang mit den Wohn- und Pflegewünschen dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe
verlangen zusätzliche und besondere Aufmerksamkeit.
Das Ergebnis der Arbeit und durch Erfahrungen in der Gemeinwesenarbeit im
Regionalverband Saarbrücken zeigt in diesem niederschwelligen Bereich deutliche
Versorgunglücken. Aufgrund der kontinuierlichen Nachfrage nach sozialen
Dienstleistungen soll das Modellprojekt „Besuchs- und Begleitdienst im
Regionalverband“ dazu beitragen, dass hilfe- und pflegebedürftige Menschen,
gerade aus einkommensschwachen Haushalten, zu Hause optimal versorgt und
betreut werden.
Projektschwerpunkte
Verbesserung/Ergänzung der sozialen Infrastruktur im Quartier
o
Etablierung
von wohnortnahen haushaltsnahen niederschwelligen Hilfsangeboten
o
Stärkung
der Eigeninitiative und der Selbsthilfepotentiale für Menschen mit Pflegebedarf
oder eingeschränkter Alltagskompetenz
Verbesserung von Überleitungslösungen (Schnittstelle Krankenhaus,
Altenhilfe, Pflege)
Aktivierung von Freiwilligenengagement und generationenübergreifender
Solidarität im Quartier
o
Pflege
eines Netzwerkes mit freiwilligen Akteuren
o
Handlungsansätze
zur Beteiligung Älterer vor Ort
o
Einbeziehung
der Bedarfe und Potentiale von Menschen mit Migrationshintergrund
Evaluierung des Modellprojektes
Zielgruppe
Zielgruppe sind insbesondere hilfebedürftige Senioren und von
Pflegebedürftigkeit bedrohte Haushalte mit einem niederschwelligen Hilfebedarf:
·
ältere
Menschen mit psychischen und physischen Auffälligkeiten und Behinderungen
·
Menschen
in akuten Krisensituationen
·
ältere
körper- und sinnesbehinderte Menschen
Ziel des Modellprojektes
Die sozialen und pflegerischen Bedarfslagen älterer und hilfebedürftiger
Menschen sind komplex und abhängig von der Wohnsituation, den familiären und
nachbarschaftlichen Unterstützungspotentialen sowie vom Vorhandensein
professioneller Angebote.
Ziel dieses Projektes ist es, Menschen bei Krankheit, eingeschränkter
Alltagskompetenz und Pflegebedürftigkeit den Alltag im vertrauten Wohnumfeld zu
erleichtern:
·
Entwicklung
und Förderung innovativer und nachhaltiger Versorgungsstrukturen, insbesondere
der Nachbarschaftshilfe und ehrenamtlichen Engagements.
·
Unterstützung
selbstständiger, eigenverantwortlicher Lebenskonzepte im Alter d.h. Hilfen zur
eigenständigen Lebensführung
·
Förderung
gesellschaftlicher Teilhabe und Mobilität für ältere Menschen
·
Vermeidung
bzw. Hinauszögern einer stationären Versorgung
·
Unterstützungs-
und Entlastungsangebote für betreuende oder pflegende Angehörige
Zusätzlich dient das Projekt der GABB auch dazu, Erkenntnisse über die
Bedarfe der einzelnen Betroffenen, als auch über die Notwendigkeit zu bekommen,
die Angelegenheit - Betreuungs- und Besuchsdienste im Regionalverband
Saarbrücken - flächendeckend ausbauen zu müssen.
Die Evaluierung sollte zeigen, wie intensiv an dieser Stelle Prävention
im Sinne der Schaffung ambulanter Hilfestrukturen erforderlich wird, um den
Menschen zu ermöglichen, unter Berücksichtigung eigener Vorstellungen, als auch
der betroffener Angehöriger, solange wie möglich in den eigenen Wänden zu
bleiben.
Damit wird klar auch als Ziel verfolgt, die sehr rasant steigenden
Sozialausgaben für den Bereich vollstationärer Versorgung abbremsen zu können.
Ein zusätzlicher und sehr wichtiger Aspekt und Zielsetzung ist die
Tatsache, dass mit der Bürgerarbeit Menschen eingesetzt werden, die auf
staatliche Unterstützung (Hartz IV) angewiesen sind. Diese sind i.d.R.
Langzeitarbeitslose, denen damit Perspektiven aufgezeigt werden, mit denen sie
möglichst nachhaltig ihren Lebensunterhalt wieder mit eigener Arbeit
finanzieren zu können.
Inhaltliche Ausgestaltung und
Durchführung
Bürgerarbeit
Die ProjektteilnehmerInnen werden im Rahmen der Bürgerarbeit
(Beschäftigungschancengesetz vom 24.10.2010) beschäftigt.
Voraussetzung ist, dass die Teilnehmenden persönlich und fachlich
geeignet sind und/oder eine Qualifikation nach einem Curriculum erworben, bzw.
eine vergleichbare Maßnahme absolviert haben.
Die Projektmitarbeiter werden im Rahmen eines Besuchsdienstes für
niederschwellige soziale Dienstleistungen (hauswirtschaftliche Versorgungs- und
Betreuungsleistungen) eingesetzt.
Die sozialen Dienstleistungen beinhalten insbesondere:
·
Kontakt-
und kommunikationssichernde Hilfen (Gesellschaft leisten, Zuhören)
·
Begleitung
außer Haus (Arztbesuche, Behördengänge)
·
niederschwellige
haushaltsnahe Dienstleistungen (Einkaufshilfe etc.)
Der Besuchsdienst wird fachlich durch eine Koordinatorin begleitet und
ist so organisiert, dass jedem Projektmitarbeiter feste Haushalte zugewiesen
werden. Ergänzend finden wöchentliche Teambesprechungen und Fortbildungen
statt. Diese dienen insbesondere der Reflexion sowie der Selbstkontrolle der
Projektmitarbeiter. Mit jedem hilfebedürftigen Haushalt findet zu Beginn ein
Informationsgespräch statt, um eine individuelle, an den Bedürfnissen des
einzelnen orientierte Versorgung zu ermöglichen.
Das konkrete Angebot wird individuell zwischen dem hilfe- und
pflegebedürftigen Menschen und Anbieter vereinbart.
Die Qualität des Besuchs- und Begleitdienstes wird dadurch
sichergestellt, dass mit den Haushalten vor Ort ein intensiver Kontakt besteht.
Die Projektverantwortlichen dokumentieren den Verlauf der
Beschäftigungseinsätze und begleiten kontinuierlich den Besuchsdienst.
Teilnehmeranzahl/Beschäftigungsumfang
Im Projekt werden 20 Mitarbeiter im Rahmen von Bürgerarbeit beschäftigt.
Der Beschäftigungsumfang beträgt wöchentlich 30 Stunden pro Teilnehmer.
Freiwilligenarbeit
Ehrenamtliches und Freiwilliges Engagement erlangt angesichts des
demografischen Wandels einen neuen Stellenwert.
Im Quartier sollen einerseits bereits vorhandene ehrenamtliche
Strukturen in die Projektarbeit mit einbezogen werden, andererseits soll
freiwilliges Engagement initiiert werden.
Ehrenamtliches bzw. freiwilliges Engagement (informelle Tätigkeiten)
kann im Umfeld die Tätigkeit der Projektmitarbeiter ergänzen. (soziale
Begleitung, kulturelle Angebote).
Nicht alle Bedarfe von hilfebedürftigen Menschen können durch eine
informelle Unterstützung gedeckt werden.
Oftmals wird das Freiwillige Engagement zeitlich sehr begrenzt ausgeübt,
beendet und/oder zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen. Für bestimmte
Bereiche, die Kontinuität, Verlässlichkeit und Qualifikation erfordern, können
sich aus dem häufigen Wechsel der informellen Helfer durchaus Probleme ergeben.
Im Rahmen der Projektarbeit wird eine Konzeption entwickelt und erprobt,
die den organisatorischen Rahmen für die Einbindung der ehrenamtlichen
Tätigkeit in die Projektarbeit schafft.
In einem weiten Schritt soll das Freiwillige Engagement im Sinne einer
nachhaltigen und koordinierten Hilfe weiter professionalisiert werden.
Fortbildungskonzept
Personenbezogene Dienstleistungen in der häuslichen Umgebung
Hilfebedürftiger sind ein sensibler Tätigkeitsbereich. Die Mitarbeiter müssen
fachliche und persönliche Kompetenzen mitbringen.
Das Lernverständnis im Modellprojekt
ist praxis- und alltagsbezogen.
Das Fortbildungskonzept orientiert sich am Curriculum (Fachkraft im
sozialen ambulanten Dienst IHK).
Ziel der Fortbildung ist es, fachliche und/oder praktische
Grundkenntnisse und Grundlagen für eine qualifizierte häusliche Begleitung und
Betreuung hilfe- und/oder pflegebedürftiger Menschen zu vermitteln. Die
Projektmitarbeiter sollen in der Lage sein, sich bei Tätigkeiten in den
unterschiedlichsten Haushaltssituationen sicher und kompetent zu bewegen.
Begleitend wird im Verlauf der Projektarbeit eine Evaluation
durchgeführt.
Bewertung des
Projektes
Das Projekt wird aus fachlicher Sicht sehr positiv bewertet. Der Aufbau
einer Maßnahme – Betreuungs- und Besuchsdienste im Regionalverband Saarbrücken
- ist eine Angelegenheit von großer Bedeutung und sollte in naher Zukunft
umgesetzt werden. Ein erster Schritt hierzu stellt das Projekt der GABB dar,
das dazu dienen soll, zu erfahren, wie die nächsten notwendigen Schritte
auszusehen haben. Zur Zeit gibt es flächendeckend im Bereich des
Regionalverbandes Saarbrücken nur sehr vereinzelt solche
Seniorenbetreuungsdienste bzw. Besuchsdienste.
Die demografische Entwicklung diktiert quasi das Tempo und damit das
Ansteigen der Sozialausgaben im Bereich der Pflege und der Sozialhilfe. Die
einzige Möglichkeit, die Aussage „Menschen solange wie möglich selbstbestimmt
in den eigenen vier Wänden wohnen zu lassen“ auch wahr werden zu lassen, ist,
ausreichende, gut vernetzte und auch bezahlbare ambulante Hilfestrukturen zu
besitzen, auf die jederzeit flächendeckend zugegriffen werden kann. Dies ist
eindeutig im Interesse der betroffenen Menschen und auch deren Angehörigen.
Gleichzeitig kann dies zu einer Abbremsung der ansonsten drastisch weiter
steigenden Ausgaben im Bereich der Sozialhilfe bei vollstationärer
Unterbringung führen.
Die benötigten Gelder sind im Haushalt des Fachdienstes 50 auf der
Produktstelle 31200-54200 „Weiterentwicklung sozialer Strukturen“ eingestellt
und stehen dort zur Verfügung. Auch für die Folgejahre wird empfohlen, in
gleicher Höhe wie das Land, das Projekt der GABB durch den Regionalverband
Saarbrücken zu fördern.
Finanzierung:
Die Mindestkosten, die als Kofinanzierung gesichert sein müssen, sind:
·
Kosten
für einen Projektstandort (wird über die LHS Saarbrücken von der Siedlung in
Aussicht gestellt )
·
Kosten
für die Stelle Overhead, Sozialpädagogische Begleitung (werden vom Land
übernommen)
·
Kosten
für die Mobilität der eingesetzten Bürgerarbeitsplätze, die verschiedene
Einsatzorte anfahren müssen
Für diese letzte Position werden für das 2. Halbjahr 2012 6.000,00 €
benötigt, die beim Regionalverband Saarbrücken beantragt werden.
Der Hauptanteil der Kosten werden über den Bund im Rahmen der
Finanzierung der Bürgerarbeitsplätze abgedeckt.
Für die Jahre 2013 und 2014 benötigt die GABB als externe Kofinanzierung
vom Regionalverband einen Betrag i.H.v. 40.000,00 €, der als gleicher Betrag
auch vom Land als Zuschuss zu den sozialpädagogischen Kosten an die
Gesellschaft in Aussicht gestellt wird. Somit wird ein Zuschuss von jeweils
40.000,00 € vom Regionalverband und Land beantragt. Damit sollen der
Verwaltungskostenanteil, die Fahrtkosten der Bürgerarbeitsplätze, als auch die
Personalkosten für die Betreuung und Anleitung abgedeckt werden. Eine
Zustimmung von Land und Regionalverband bedeutet, dass die Finanzierung des
Projektes gesichert ist.